Notizen auf dem Android Tablet – die beste Handschrift App

Handschriftliche Notizen auf einem Tablet nutzen viele Lehrer*innen für ihren (digitalen) Unterricht. In Artikeln dieses Blogs wurde bereits allgemein über Handschrift-Apps gesprochen und die App Goodnotes für Apples iPads genauer vorgestellt. In diesem Artikel liegt nun der Fokus auf dem Erstellen von Notizen mit Handschrift-Apps für das Betriebssystem Android.

Wann eignet sich eine Handschrift App gut für den Einsatz in der Schule?

Im Gegensatz zu Apples Betriebssystem iOS gibt es im Android Play Store nicht die eine große App à la GoodNotes, die als Standard und Referenzpunkt dienen kann. Schaut man in den Google Play Store, findet man eine Vielzahl von Apps für handschriftliche Notizen auf Android. Sie sind von sehr unterschiedlicher Qualität und mit unterschiedlichen Finanzierungsmodellen. Hier die richtige Anwendung zu finden, ist nicht einfach.

In meinem Lehreralltag haben sich die folgenden für mich entscheidenden Kriterien für eine Handschrift-App herausgebildet. Ich orientiere mich dabei teilweise an den Kategorien, die Anja Bohn in ihrem Gastartikel als Anforderungen definiert hat.

Eine wirklich gute Anwendung muss folgende Funktionen mitbringen bzw. Kriterien erfüllen:

  • Flüssige, störungsfreie Bedienung: Im Gegensatz zu Apples iOS müssen Anwendungen für Android auf einer Vielzahl von sehr unterschiedlichen Geräten funktionieren. Ich persönlich verwende ein Samsung Galaxy Tab S6 Lite und damit ein durchschnittlich leistungsfähiges Tablet. Mir ist wichtig, dass die Anwendung ressourcenschonend arbeitet und damit ruckelfrei funktioniert. Dennoch soll das Schriftbild eine hohe Qualität aufweisen.
  • Auswahl von Werkzeugen: Für das Gestalten von Arbeitsblättern sind Stifte unterschiedlicher Stärke ein Muss, ebenso eine Textmarker-Funktion. Außerdem muss eine Ausschneide-Funktion zur Verfügung stehen, mit der flexibel Textteile ausgewählt, verschoben und kopiert werden können.
  • Import und Export von Dokumenten: Beim Import muss die Anwendung mit Bildern und PDFs zurechtkommen und den Export der geschriebenen Dateien als PDF (gerne auch mehr Formate) unterstützen.
  • Sortierung in Notizbüchern: Um viele Materialien unterzubringen und wiederzufinden, benötige ich eine Sortierung in Form von Notizbüchern.

Daneben gibt es noch praktische Funktionen, die ich aber nicht unbedingt im Arbeitsalltag benötige:

  • Präsentationsmodus: Dieses Feature ist eine praktische Ergänzung für den digitalen Unterricht. Einige Bedienelemente werden versteckt und nur für die Präsentation nötige Bedienelemente werden eingeblendet.
  • Back-up & Sync: Ich nutze einen weniger bekannten Cloud-Anbieter. Eine Anbindung zu verschiedenen Cloud-Anbietern und dabei auch zu den weniger bekannten wäre ein echter Pluspunkt.
  • Textumwandlung und Suchfunktion im handgeschriebenen Text: Die Umwandlung von handgeschriebenem Text zu digitaler Schrift habe ich im Alltag bisher nicht genutzt, gehört zu leistungsfähigen Tools aber dazu. Die Suchfunktion hingegen ist äußerst praktisch, um in der Fülle der Notizbücher einen bestimmten Abschnitt finden zu können.

Die „Königsklasse“: Die beste Handschrift-App für Notizen auf Android

Noteshelf

Die App Noteshelf ist eine beliebte Handschrift-App für Apples iPad und auch für Android verfügbar. Der Stift wird bei meinem Samsung Galaxy Tab S6 Lite gut erkannt und die Anwendung läuft reibungslos. Es kann eine Vielzahl verschiedener Schreibinstrumente verwendet und ebenfalls Text in Computerschrift hinzugefügt werden. Zum Zeichnen geometrischer Formen gibt eine Zeichenunterstützung, welche versucht, aus dem Gezeichneten eine Form zu konstruieren. Das Schriftbild weist insgesamt eine hohe Qualität auf. Bestandteile des Textes können per Auswahlfunktion umrandet und verschoben, kopiert oder gelöscht werden. Insgesamt sind damit alle notwendigen Werkzeuge vorhanden. Die Anordnung ist dabei klar und übersichtlich.

Unkompliziert lassen sich neue Seiten hinzufügen oder PDFs/Bilder importieren. Die Anwendung verfügt über eine Scan-Funktion, mit der Dokumente per Kamera einer Seite hinzugefügt werden können. Außerdem können die Seiten mit eigenen Audioaufnahmen und Bildern oder mit Bildern und Vektoren aus freien Bibliotheken ergänzt werden. Ein wirklich schönes Feature, um schnell und einfach ein Arbeitsblatt zu verschönern. Der Export beschriebener Seiten ist im PDF- und PNG-Format möglich.

wesentliche Elemente in der Noteshelf App
Demonstration von „Noteshelf“ auf einem Android-Tablet

Die Sortierung erfolgt in Notizbüchern, für die unterschiedliche Deckel und Papiertypen (kariert, liniert, Punkte, blanko) zur Auswahl stehen. Eine Funktion zur Synchronisierung ist vorhanden – funktioniert aber nur mit Dropbox, Evernote oder Google Drive. Obwohl auf dem Android Tablet die Anwendung meines Cloudanbieters installiert ist, ist eine Ablage dort nicht möglich. Schade! Leider fehlt der Anwendung ebenfalls ein Präsentationsmodus.

Damit erfüllt Noteshelf aber nahezu all meine Anforderungen. Es ist alles in allem eine gut gemachte Anwendung, die zuverlässig digitales Mitschreiben erlaubt. Ich wünsche mir lediglich einen Präsentationsmodus und bessere Synchronisierungsmöglichkeiten. Der einmalige Preis von gut 5€ ist fair.

Nebo

Um es direkt vorwegzunehmen: Nebo ist ebenfalls eine umfangreiche Android Handschrift-App. Das Schreibgefühl ist wie bei Noteshelf sehr gut. Die Stiftauswahl ist hingegen viel stärker limitiert – im Gegensatz zu Noteshelf ist der Typ des Schreibwerkzeugs nicht veränderbar. Bei Noteshelf gibt es z.B. Fineliner und Füller zur Auswahl. Auch der Textmarker steht nur eingeschränkt zur Verfügung – nämlich nicht in regulären Dokumenten, sondern nur, wenn ein PDF-Dokument importiert wurde. Die Palette der Schreibwerkzeuge kann also definitiv noch erweitert werden. Das Auswahlwerkezug erfüllt seinen Zweck und ermöglicht einfache und schnelle Bearbeitungen.

Auch wenn diese grundsätzlichen Features bei beiden Tools im Großen und Ganzen vergleichbar sind, so ist die Benutzeroberfläche und Bedienlogik doch sehr unterschiedlich gestaltet. Bei Noteshelf wird „frei“, ohne weitere Strukturierung auf einem Blatt Papier gearbeitet, bei Nebo lassen sich der Seite beliebig Blöcke hinzufügen. Das erscheint auf den ersten Blick komplizierter, macht damit aber weitere Funktionen erst möglich. So können Bilder hinzugefügt, Diagramme erstellt oder Mathe-Objekte ergänzt werden. Je nachdem, welcher Blocktyp ausgewählt wird, versucht die Anwendung die Eingaben zu unterstützen. Bei Diagrammen wird z.B. die Linienführung leicht geglättet und Flächen werden automatisch eingefärbt. Mit dem Block „Mathe-Funktion“ werden Unterstützungstools für Matheanwendungen geboten: Gleichungen können mit einem Doppelklick gelöst werden und Formeln können auch in Computerschrift überführt werden. Auf der Seite von Nebo könnt ihr die Funktionen dieser Blöcke in Aktion sehen.

Auch das Anfertigen von Texten wird unterstützt. Das geschieht mit „Gesten“, die mit auf den Text angewendet werden können. Damit lässt sich schnell (und in wirklich hoher Qualität) z.B. mit einem Doppelklick der handschriftliche Text in Computerschrift umwandeln. Grundsätzlich verlangen diese Hilfen und Gesten Übung, können aber eine große Unterstützung darstellen.

Demonstration von „Nebo“ auf einem Android-Tablet

Wie erwähnt ist der Import von Bildern, PDF-Dokumenten, Skizzen und Mathe-Objekten sowie ein Export als Text, HTML, PDF und Word-Dokument möglich. Gerade letztere Option ist ein schönes Features, da so eine weitere Bearbeitung handschriftlicher Dokumente am Computer möglich ist. Eine Sortierung in Notizbüchern ist möglich und mit einer Suchfunktion können Inhalte schnell gefunden werden. Über einen Präsentationsmodus verfügt die App leider nicht. Die Synchronisierung funktioniert ähnlich wie bei Noteshelf nur mit einigen Anbietern, hier mit Dropbox oder Google und nur nach vorheriger Registrierung beim Apphersteller MyScript.

Zusammenfassend bietet Nebo schon jetzt viel und erfüllt damit grundsätzlich meine definierten Kriterien, bleibt aber vor allem für die Zukunft spannend. Wenn die bestehenden Features überarbeitet und damit verbessert werden, kann es sich zum wirklich kraftvollen Allrounder entwickeln. Der einmalige Preis ist mit 12€ (Android) höher, aber dennoch angesichts des Funktionsumfangs und zukünftiger Updates in Ordnung.

OneNote und andere kostenfreie Alternativen

Mit OneNote hat auch Microsoft eine App im Angebot, mit der sich handschriftliche Notizen anfertigen lassen. Die Anwendung ist kostenfrei für alle Plattformen erhältlich und ebenfalls eine beliebte Handschrift-App für Lehrer*innen. Sie auszuprobieren lohnt sich! Ich werde in diesem Artikel nicht weiter auf OneNote eingehen, da auf unserem Blog in den nächsten Wochen ein eigener Artikel zu OneNote erscheint.

Wer auf der Suche nach weiteren kostenlosen Alternativen ist, kann einen Blick auf Squid oder Bamboo Paper werfen. Beide sind solide Anwendungen, mit denen sich grundlegende Notizen gestalten lassen. Bei Squid wird die Erfahrung leider durch einen in der kostenfreien Version stark begrenzten Funktionsumfang getrübt. Bamboo Paper ist minimalistisch ausgestaltet, funktioniert in der Praxis aber sehr zuverlässig.

Luft nach oben bei Handschrift-Apps

Der kurze Bericht zeigt, dass es durchaus leistungsstarke Anwendungen für handschriftliche Notizen auf der Android-Plattform gibt. Dennoch vermisse ich – und da sind sicherlich einige anderer Meinung – die eine leistungsstarke Anwendung vergleichbar zu GoodNotes. Mit einigen Updates können sowohl Nebo als auch Noteshelf allerdings bald diesen Spitzenreiter-Platz einnehmen. OneNote stellt ebenso eine gute Alternative dar. Damit bleibt es weiter spannend!

Nutzt ihr noch andere Apps auf Android für eure handschriftlichen Notizen? Hinterlasst gerne einen Kommentar oder schreibt uns eine E-Mail an info@schule-digital-begreifen.de

3 Gedanken zu „Notizen auf dem Android Tablet – die beste Handschrift App

    1. Schaut auch mal in Google Keep https://keep.google.com (im Browser, ist aber mehr oder weniger Google Notizen, kann im Gegensatz zu OneNote schon auf Android-Ebene Handschrift erkennen und synchronisiert in der Google-Cloud mit der Google Notiz-App)
      Mit Keep.google.com (auf Browser-Basis) sollte es auch möglich sein, in das Apple-Imperium auszutauschen.
      Unter Android kann man OneNote mit der GBoard-TastaturApp mit Handschriftenerkennung ausrüsten, die OneNote sonst nur unter Windows anbietet.
      Den Weg zur etwas trickreiche GBoard-Handschriftenerkennung findet man am besten so:
      – Öffne auf dem Android-Smartphone oder -Tablet die App, in die etwas eingetipt werden soll, z. B. OneNote
      – Tippe auf eine Stelle, an der der Text eingegeben werden soll. Unten auf dem Bildschirm wird eine Tastatur angezeigt.
      – Tippe links oben auf der Tastatur auf „Funktionsmenü öffnen“.
      – Tippe auf die Einstellungen Einstellungen. Wenn Einstellungen nicht sichtbar: Tippe auf das Dreipunkt-Menü Dreipunkt-Menü und dann die „Einstellungen“.
      – Tippe auf Sprachen und dann auf die Sprache, die verwendet werden soll also Deutsch (Deutschland)
      – Wisch nach rechts und aktiviere das Layout Handschrift. Wenn nicht zu sehen, ist „Handschrift“ für die Sprache nicht verfügbar – für Deutsch ist es aber verfügbar.
      – Tippe auf Fertig.

      dann – Text eingeben:
      – Öffne auf dem Android-Smartphone oder -Tablet eine App, in der etwas eingetipt werden soll, z. B. OneNote
      – Tippe auf die Stelle, an dieText eingegeben werden soll. Unten auf dem Bildschirm wird eine Tastatur angezeigt.
      – Halte das „Globus“ Globussymbol gedrückt.
      – Wähle die Handschrift-Tastatur aus, z. B. Deutsch (Deutschland) Handschrift. Die Tastatur wird zu einem leeren Bereich, in den dann Text geschreiben werden kann.
      – Schreib mit Finger oder Eingabestift Wörter auf die Tastatur, um Text einzugeben.
      Hinweis: In den meisten Sprachen fügt Gboard Leerzeichen automatisch ein. Sollte ein Leerzeichen fehlen, tipp auf die Leertaste unten auf dem Bildschirm.
      Schon gewußt?
      O.K. dann ist das nochmal ne Anleitung zum abspeichern.

  1. Vielen Dank. Ich Naivling hatte mir eine App mit Namen „Good Notes“ auf meinem Android Tablet installiert, dachte es handele sich um Goodnotes von meinem iPad ….. 🙁

    Jetzt nutze ich Noteshelf. Leider scannt die App nicht so smooth wie das simple Notes bei iOS. Gibt es da einen Tipp?

Kommentare sind geschlossen.

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