Eistee gilt als erfrischende Alternative zu Limonaden und wird von vielen Eltern als vermeintlich gesündere Option für ihre Kinder betrachtet. Doch ein genauer Blick auf die Zutatenliste offenbart eine überraschende Realität: Industriell hergestellter Eistee enthält häufig eine Vielzahl von Zusatzstoffen, die nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sind und deren Auswirkungen auf die Kindergesundheit kritisch betrachtet werden sollten.
Die unsichtbaren Inhaltsstoffe im Eistee
Was viele Verbraucher nicht wissen: Eistee ist längst nicht mehr nur eine Mischung aus Tee, Wasser und Zucker. Ein Marktcheck der Verbraucherzentrale Bremen mit 66 getesteten Produkten bestätigt, dass fast alle Eistees Zusatzstoffe enthalten. Moderne Produktionsverfahren setzen auf eine komplexe Chemie, um Geschmack, Haltbarkeit und Optik zu optimieren. Citronensäure beispielsweise findet sich fast immer als Säuerungsmittel und verleiht dem Getränk seine charakteristische Frische.
Besonders häufig sind künstliche Aromen anzutreffen, die oft unter harmlosen Begriffen deklariert werden. Diese können aus zahlreichen verschiedenen Einzelsubstanzen bestehen, ohne dass jede einzelne aufgeführt werden muss. Kinder reagieren besonders sensibel auf solche Aromakomplexe, da ihr Stoffwechsel noch nicht vollständig ausgereift ist.
Ein überraschendes Ergebnis der Untersuchungen: Alle 54 geprüften Eistees der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein enthielten Koffein. Selbst bei Produkten mit geringem Teeanteil ist dieser stimulierende Stoff vorhanden, was für Eltern nicht immer ersichtlich ist.
Teegetränk oder Erfrischungsgetränk: Der wichtige Unterschied
Nicht alle Eistees sind gleich: Bei einer Untersuchung zählten nur 37 von 66 Eistees zu den echten Teegetränken, die restlichen 29 fielen in die Kategorie der Erfrischungsgetränke. Diese Unterscheidung ist wichtig, da Erfrischungsgetränke oft einen noch geringeren Teeanteil haben und entsprechend mehr Zusatzstoffe benötigen, um den gewünschten Geschmack zu erreichen.
Süßungsmittel: Die moderne Alternative zum Zucker
Um den Zuckergehalt zu reduzieren, greifen viele Hersteller zu künstlichen Süßstoffen. Ein Viertel der untersuchten Getränke enthielt zusätzlich oder ausschließlich Süßstoffe. Sucralose und Acesulfam-K gehören zu den häufigsten Vertretern in Eistees, während meist Steviolglycoside als natürlichere Alternative eingesetzt werden.
Süßstoffe können das natürliche Sättigungsgefühl durcheinanderbringen und bei Kindern ist dieser Effekt besonders ausgeprägt, da sie noch lernen, ihre Hunger- und Sättigungssignale richtig zu interpretieren.
Warum weniger manchmal mehr ist
Die Kombination verschiedener Zusatzstoffe kann unvorhersehbare Wechselwirkungen hervorrufen. Wissenschaftler sprechen vom sogenannten „Cocktail-Effekt“: Stoffe, die einzeln unbedenklich sind, können in Kombination andere Reaktionen hervorrufen. Bei Kindern, deren Stoffwechsel noch in der Entwicklung ist, sollte dieser Aspekt besonders berücksichtigt werden.
Praktische Tipps für bewusste Eltern
Die gute Nachricht: Mit etwas Aufmerksamkeit lassen sich die kritischsten Produkte meiden. Achten Sie bei der Auswahl von Eistee auf folgende Punkte:
- Wählen Sie Produkte, die als „Teegetränke“ und nicht als „Erfrischungsgetränke“ klassifiziert sind
- Kurze Zutatenlisten sind meist besser als lange
- Bio-Siegel garantieren den Verzicht auf synthetische Zusatzstoffe
- Selbstgemachter Eistee aus echtem Tee ist die sicherste Alternative
Besonders wichtig ist es, den Koffeingehalt im Blick zu behalten. Da alle Eistees Koffein enthalten, sollten Eltern die Menge begrenzen, die ihre Kinder täglich zu sich nehmen.
Der bewusste Umgang mit Eistee
Eistee muss nicht grundsätzlich vom Speiseplan gestrichen werden. Entscheidend ist das Bewusstsein für die Inhaltsstoffe und eine moderate Konsummenge. Die Untersuchungen der Verbraucherzentralen zeigen deutlich: Nicht alle Eistees sind gleich, und es lohnt sich, genauer hinzuschauen.
Kinder sollten Eistee als gelegentlichen Genuss betrachten, nicht als tägliche Erfrischung. Besonders bei koffeinhaltigen Getränken ist Vorsicht geboten, da der Stimulans-Effekt bei Kindern stärker ausfallen kann als bei Erwachsenen.
Die Lebensmittelindustrie reagiert bereits auf das wachsende Verbraucherbewusstsein: Immer mehr Hersteller bieten Varianten mit reduzierten Zusatzstoffen an. Diese Produkte sind oft etwas teurer, aber die Investition in die Kindergesundheit zahlt sich langfristig aus.
Wenn Verbraucher kritisch hinterfragen und bewusst auswählen, entsteht Druck auf die Industrie, transparenter und gesünder zu produzieren. Die aktuellen Marktchecks der Verbraucherzentralen liefern wertvolle Orientierung für Eltern, die ihren Kindern eine ausgewogene Ernährung bieten möchten.
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