Einige von euch haben sicher auf Social Media mitbekommen, dass wir euch nach eurer Meinung gefragt haben. Wir wollten wissen, was Lehrer*innen benötigen, um ihren Unterricht digital zu gestalten. Dazu haben wir verschiedene Hinweise und Anregungen erhalten – mit über 42% war jedoch die große Mehrheit der Befragten der Meinung, dass es im Moment noch an den Grundlagen scheitert: Schulen verfügen über keine passable technische Ausstattung, um den Unterricht digital zu gestalten. Doch muss die Digitalisierung in Schulen daran zwangsläufig scheitern? Wir möchten heute einige Wege vorstellen, wie sich auch ohne eine umfangreiche Ausstattung Unterricht digital gestalten lässt.
Digitalisierung des Lehrer*inalltags
Viele Lehrer*innen gestallten einen großen Teil der Unterrichtsplanung und -organisation analog. Und das obwohl iPad & Co heutzutage viele digitale Hilfestellungen bieten – das spart nach einer kurzen Eingewöhnung Zeit und Aufwand. Die folgenden Apps sind unsere Tipps für interessierte Lehrer*innen:
Noten, Sitzpläne und Kalender
Wer selbst über einen Laptop oder Tablet verfügt, das in der Schule verwendet werden kann, hat die Möglichkeit, Notenlisten, Sitzpläne und den eigenen Lehrer*innenkalender digital zu gestalten. Damit sind alle wichtigen Informationen übersichtlich an einem Ort gesammelt und gehen nicht verloren. Anwendungen dazu gibt es für verschiedene Betriebssysteme und funktionieren größtenteils auch offline. Teachertool und Tapucate sind zwei Apps, die euch einen guten Einstieg in die Welt der digitalen Schulorganisation bieten. Wem das nicht genug ist, der kann gerne durch unsere Liste an weiteren Organisationstools stöbern.
Eigene Unterrichtsvorbereitung vereinfachen…
Viele Lehrer*innen nutzen zur Unterrichtsvorbereitung bereits Computerprogramme. Neben den klassischen Textverarbeitungsprogrammen wie Microsoft Word, Apples Pages, OpenOffice oder LibreOffice können Anwendungen wie Tutory oder WorksheetCrafter die Erstellung von Arbeitsmaterialien weiter vereinfachen. Hier werden euch Oberflächen zur einfachen Gestaltung von Arbeitsmaterialien geboten. Wer bereits über ein Tablet mit Stiftfunktion verfügt, kann sogar Aufzeichnungen in Handschrift oder eigene Zeichnungen in Unterrichtsmaterialien einbauen.
… und Materialien mit Kolleg*innen austauschen
Und nicht immer muss das Rad neu erfunden werden. Viele Lehrer*innen teilen ihre Materialien und Unterrichtsentwürfe freiwillig online, um sie damit ihren Kolleg*innen zur Verfügung zu stellen. Zahlreichen fächerübergreifenden Input finden Lehrer*innen auf Seiten wie 4teachers, Lehrermarktplatz oder Lehrerbüro.
Alternativ könnt ihr eure digitalen Arbeitsblätter auch zunächst mit den Kolleg*innen der eigenen Schule teilen. Dafür bieten sich Online-Speicher wie Dropbox, OneDrive, Google Drive oder eigene bundeslandspezifische Lösungen an. Mit diesen geteilten Ordnern können einfach Materialien gegenseitig zur Verfügung gestellt werden. Meist sind diese Angebote in einer Basisversion sogar kostenfrei nutzbar.
BYOD: bestehende technische Geräte nutzen
Bring Your Own Device (oder kurz: BYOD) bezeichnet einen Ansatz, bei dem ohnehin vorhandene technische Geräte (meistens Smartphones der Schüler*innen) für den Unterricht genutzt werden. Verfügt also die Schule über zu wenige Laptops/Tablets kann es sich anbieten, diejenigen Geräte zu nutzen, die bereits da sind.
Je nachdem, ob die Schule über Internet verfügt oder zumindest mobiles Internet zur Verfügung steht, sind unterschiedliche Einsatzszenarien denkbar. Schüler*innen können dann auf verschiedene Arten am digitalen Unterricht teilhaben: So können sie Aspekte zu einer Ideensammlung mit Tools wie Tweedback beitragen oder über ein Kahoot– oder Plickers-Quiz ihre Beteiligung am Unterricht zeigen. Bei Plickers ist dabei z.T. keine Internetverbindung auf den Geräten der Schüler*innen notwendig. Daneben kann kollaborativ gearbeitet werden. Das ist z.B. in Google Docs (Achtung: Hier nicht abschließend geklärt, ob datenschutzkonformer Einsatz möglich ist) oder Etherpads möglich. In beiden Fällen arbeiten Schüler*innen in Echtzeit gemeinsam an einem Dokument, können also gegenseitig Ergänzungen vornehmen. Diese genannten Formen sind auch vergleichsweise schonend für das (wahrscheinlich) knappe Datenvolumen der Schüler*innen.
Wenn in der Schule überhaupt kein Internet verfügbar ist, kann noch asynchron gemeinsam digital gearbeitet werden. Spätestens wenn die Schüler*innen zu Hause sind, haben sie in den meisten Fällen einen Zugang zum Internet. Verschiedene Varianten sind hier denkbar:
- Im Rahmen einer Hausaufgabe kann gemeinsam an einem Dokument gearbeitet (siehe Google Doc und Etherpad) werden. Das Ergebnis kann auch ohne Internet in der Schule von dem*der Lehrer*in in der nächsten Stunde aufgegriffen werden.
- Ebenso können Schüler*innen eigene Fotos, Videos und Texte in einem Padlet ablegen oder gemeinsam mit Klassenkamerad*innen an einer Mindmap arbeiten.
- Selbst aufgenommene Videos/Podcasts oder im Internet abrufbare Medien können im Sinne des Flipped-Classroom-Konzepts als Hausaufgabe zur Vorbereitung genutzt werden.
Fazit: Vieles ist möglich, aber…
Die Beispiele sollten vor allem eines zeigen: Digitalisierung hängt nicht ausschließlich vom Vorhandensein entsprechender Geräte ab. Unterricht muss, wenn er sinnvoll digital gestaltet werden soll, neu gedacht werden. Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass es natürlich eine gute Ausstattung braucht, bevor Unterricht ernsthaft digitalisiert werden kann. Aber für echte Digitalisierung braucht eben auch das digitale Mindset.
Wir hoffen, mit diesem Artikel ein paar Gedankenanstöße geben zu können. Arbeitet ihr auch jetzt schon digital, obwohl eure Schule praktisch über keine technische Ausstattung verfügt? Kommentiert unter diesem Beitrag oder schreibt uns eine E-Mail an: info@schule-digital-begreifen.de